Ziel dieser Webseite ist es, Sabotagen und Angriffe auf die Herrschaft zu dokumentieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland, wir wollen jedoch auch Angriffe, die anderswo auf der Welt stattgefunden haben, dokumentieren, soweit sie uns für den hiesigen Kontext relevant erscheinen.
Warum im Internet?
Welchen Sinn macht es, im Internet, also weit über den Kontext einer Sabotage oder eines Angriffs hinaus über diese zu berichten? Wir sehen das durchaus ambivalent. Weder wollen wir dazu beitragen, dass immer längere Chronologien von Angriffen und schier minutiöse Berichterstattungen über diese dazu beitragen, Angriffe und Sabotagen zu spektakularisieren, d.h. die*den Leser*in dieser Chronologien zur Zuschauer*in zu degradieren und eine Kompensation für eigenes Handeln zu liefern, noch wollen wir zusätzliche Ansatzpunkte für Repressionsbehörden schaffen. Wir sehen jedoch angesichts einer immer weiter zunehmenden medialen Verflachung und potentiellen Gleichschaltung im permanenten Kriegspropaganda-Modus die dringende Notwendigkeit, stattfindende Angriffe und Sabotagen rund um soziale Konfliktfelder sichtbar zu machen und aus einer spezifisch anarchistischen Position zu dokumentieren. Dabei erscheint uns das Format einer Webseite insofern angemessen, als dass diese eine gewisse Unmittelbarkeit erlaubt, die sich mit einer Print-Publikation kaum erreichen ließe und die in Zeiten von sich überschlagenden Ereignissen und deren gesellschaftlicher Diskussion in beinahe Echtzeit nicht gänzlich zu vernachlässigen ist. Trotzdem wollen wir dabei klar betonen, dass der Anspruch einer Echtzeit-Berichterstattung von uns weder erfüllt werden kann, noch soll und dass wir einen solchen vielmehr einer Spektakularisierung und somit Entwertung von Sabotagen und Angriffen betrachten würden. Nichtsdestotrotz erscheint es uns in einer Zeit, in der schwerwiegende Einschränkungen wie beispielsweise Ausgangssperren teilweise innerhalb von einem Tag erfolgreich kommuniziert werden können, notwendig, im Zweifel mit dieser Geschwindigkeit Schritt halten zu können, wenn es um die sich überschlagenden Ereignisse einer sozialen Konfliktualität geht.
Aber warum noch eine weitere Webseite?
Immerhin gibt es doch bereits die Webseite chronik.blackblogs.org, auf der „widerständige Momente festgehalten“ werden. Das stimmt und wir schätzen diese Seite ebenfalls sehr und sehen unsere Webseite nicht in Konkurrenz dazu, sondern als eine Ergänzung. Denn der Schwerpunkt dieser Seite soll darauf liegen, die Konfliktlinien des sozialen Krieges, wie er sich uns in diesem Moment offenbart, nachzuzeichnen, weniger darauf, spezifisch als „direkte Aktionen“ verübte Interventionen einer bestimmten politischen Fraktion zu dokumentieren. Auch wenn wir uns der anarchistischen Idee verbunden fühlen und jegliche Herrschaft ablehnen, sind wir uns sehr wohl der Tatsache bewusst, dass die Beweggründe für Angriffe auf die Herrschaft ebenso vielfältig sind, wie die Angriffe selbst. Wir vertreten zwar nicht die Auffassung, dass die Beweggründe für eine Sabotage oder einen Angriff irrelevant wären – deshalb sehen wir auch von jeder Veröffentlichung von Communiqués, die Bezüge zu autoritären Ideologien herstellen, ab und veröffentlichen auch keine Berichte über Angriffe bei denen die Motivation der Angrifer*innen ersichtlich autoritären Gedanken folgt –, sind jedoch auch der Auffassung, dass Taten sehr wohl für sich sprechen können und auch dann, wenn ihre mutmaßlichen Urheber*innen möglicherweise nicht in jeder Hinsicht antiautoritären Ideen verbunden sein mögen, sehr wohl Beiträge zu einem Kampf gegen die Herrschaft sein können.
Wenn wir also auch von anonym und ohne zusätzliche Erklärung verübten Sabotagen und Angriffen berichten, dann in dem Bewusstsein, dass die Angreifer*innen nicht notwendigerweise aus einer anarchistischen Motivation heraus gehandelt haben und möglicherweise sogar der anarchistischen Idee völlig konträre Absichten verfolgt haben könnten – auch wenn wir in einem solchen Fall sagen würden, dass die Einheit von Zweck und Mitteln dann offenbar nicht gegeben war. Unser Interesse liegt jedoch weniger bei der Identität der Angreifer*innen, sondern vielmehr dort, was mit einer Sabotage oder einem Angriff erreicht wird, dort wo Sabotagen und Angriffe Ausdruck eines brodelnden sozialen Konflikts sind, in dem sich Individuen und Gruppen dazu entscheiden, ihre Sache in die eigenen Hände zu nehmen und sich gegen die sie bevormundende, ausbeutende, niedermetzelnde, versklavende, entwürdigende oder unterdrückende Herrschaft wenden. Durch die Dokumentation derartiger Handlungen erhoffen wir uns, die uns umgebenden sozialen Konflikte und deren Eskalationspotenzial besser zu verstehen, um nicht zuletzt auch aus einer anarchistischen Perspektive in diese Konflikte hineinwirken zu können und diese in Richtung Eskalation zu treiben.
Warum berichtet ihr nicht über diese/n oder jene/n Angriff/Sabotage?
Das kann ganz verschiedene Gründe haben. Manchmal haben wir schlicht nichts davon mitbekommen. Ihr könnt uns aber gerne Hinweise zuschicken. Wie, das erfahrt ihr auf der Kontaktseite. Manchmal sehen wir in einer Sabotage oder einem Angriff schlicht nicht die notwendige Relevanz, um davon zu berichten. Das bemisst sich für uns nicht daran, wie „krass“ eine Sabotage/ein Angriff ist, sondern vielmehr daran, inwiefern er uns geeignet scheint, die Herrschaft zu treffen und/oder in existierende soziale Konfliktpotenziale hineinzuwirken oder diese auszudrücken. Manchmal scheint uns hinter einer Sabotage oder einem Angriff auch eine autoritäre Ideologie zu stehen, entweder weil das in einem Communiqué so erklärt wurde, oder aber weil die Tat selbst das für uns rüberzubringen scheint. Solche Angriffe haben für unser Projekt keinen Wert und deshalb gibt es für uns keinen Grund über sie zu berichten.