In der Nacht auf den 18. Mai haben wir es geschafft unsere Paralyse für einige Sekunden zu durch brechen. Dabei brachen unsere Farbgläser und Glasscheiben an einer Bullenwache im Westen von Leipzig. Die Bullen haben es seit Monaten nicht geschafft das ca. 3 x 6 Meter große ACAB vollständig von ihrer Fassade entfernen zu lassen. Das war für uns trotzdem kein Grund das Revier verschohnt zu lassen.
Wir haben die Bullen symbolisch angegriffen. Dennoch sehen wir schon die Schlagzeilen in der Leipziger Volkszeitung vor uns – „Angriffe auf Demokratie und ihre Institutionen“. Die Bullen haben in Mannheim nicht nur symbolisch angegriffen. Sie haben in den letzten zwei Wochen zwei Menschen ermordet. 110 bedeutet für die meisten Armen, Schwarzen, Ver/rückten oder Widerständigen Menschen weder Hilfe noch Sicherheit. Die Bullen wurden gerufen, um die Ordnung, die Ruhe und den reibungslosen Ablauf des Alltags zu gewährleisten. Sie wurden gerufen, um „Hilfe“ zu leisten – zurück blieben zwei Tote.
Dabei leisten Bullen täglich Hilfe; sie helfen dabei, die bürgerliche Gesellschaft mit allen Mitteln Aufrecht zuerhalten. Mit Angst, Einschüchterung, Schlägen, Knüppeln, Tasern, Pfefferspray und Pistolen.
Der neue Innenminister in Sachsen, der Bullenpräsident oder der:die Streifenpolizist:in sind zwar austauschbar, aber sie sind dabei mehr als nur Charaktermasken der Verhältnisse. Zwar sind sie nicht bösartig als Menschen. Sie sind Menschen die für diese Gesellschaft gebraucht werden. Die Menschen verschwinden in ihrer Uniform und ihrer Truppe und werden zum Vehikel der Gewalt, die sie verteidigen. Sie drücken den Abzug, schwingen den Knüppel oder geben den direkten Befehl und die Rückendeckung für Einsätze. Der neue sächsiche Innenminister Armin Schuster wollte vor drei Jahren die Rote Hilfe e.V. verbieten lassen. Wir stellen uns darauf ein unsere Strukturen zu verteidigen. Was in Zukunft kommt wissen wir nicht, aber wir wissen, dass die Vergangenheit der deutschen Polizei keinerlei Grund liefert für Vertrauen. Wir wissen auch, dass es keinen Frieden mit den Verhältnissen geben wird, solange wir für eine Zukunft kämpfen, die frei von Ausbeutung und Unterdrückung sein soll, eine Zukunft die ganz anders ist als das Heute.
Wir haben unserer Ohnmacht einen kurzen Moment der Autonomie abgerungen und einige Farbflecken als Grußwort an „Euch“ hinterlassen. Wir senden unser Mitgefühl an Freund:innen und Angehörige der beiden Ermordeten in Mannheim. Grüßen gehen raus an alle die es anders wollen!
acab