Smithers (Kanada): Das Hotel ausfindig machen, in dem die Spezialeinheit pennt, die mit der Verteidigung der Pipeline beauftragt ist

Via Montréal Counterinfo

In den frühen Morgenstunden des 26. Oktober wurden mehrere Fahrzeuge der GRC C-IRG auf dem Parkplatz des Smithers Sunshine Inn abgefackelt.

Während ihr diese Zeilen lest, bohrt CoastalGasLink unter den heiligen Quellen des Wedzin Kwa. Die Erde in den Territorien der Wet’suwet’en bebt. Für jedes Erdbeben, während sie mit ihrem Bohrkopf eindringen und ihren Sprengstoff durch das Flussbett und den Fels hindurch, direkt unter den Bänken der Lachse, die sich gerade einen Weg bahnen, in die Luft jagen, durchjagt ein Beben des Schmerzes und der Wut das Herz jener, die noch Raum haben diese zu empfinden.

Der Tod umgibt uns. Die Lachse sterben massenhaft, während die Bäche austrocknen. Weitläufige Zonen einstmals blühender Tropenwälder brennen. Eine Milliarde Schneekrabben verschwinden und sterben in Alaska. Das Klimachaos entfesselt sich, während die Megaprojekte die lebendige Welt in einen wahrhaften Alptraum verwandeln. So viele Menschen verlassen diese Welt zu früh. Man könnte das einen Suizid nennen. Oder eine Überdosis. Oder einen Herzinfarkt. Vielleicht ist es auch eine Polizeikugel, die die Haut und die Organe durchschlägt. All das ist Ausdruck des unerträglichen Schmerzes, des Leids und der Gewalt, die vom Kolonialismus und dem Staat verursacht werden.

In „British Columbia“ ist es die RCMP, die diese Gewalt verteidigt und ausübt. Wenn die extraktivistischen Industrien mit indigenem Widerstand konfrontiert sind, dann setzt die RCMP eine Spezialeinheit ein, die Community-Industry Response Group genannt wird. Es sind die Polizisten des C-IRG, die bereitwillig Razzien durchführen, die die Verteidiger.innen der Landen im Namen ihrer Unternehmensherren überwachen, schikanieren und misshandeln.

Früh am 26. Oktober wurden vier Fahrzeuge des C-IRG in Smithers abgefackelt, während die Beamten des C-IRG nur einige Meter davon entfernt schliefen. Die Brände haben die vier Lastwagen beschädigt oder zerstört und sind auf mehrere Unternehmensfahrzeuge und ein Rettungsfahrzeug auf dem Parkplatz übergesprungen. Die abgefackelten Laster von CGL und BC Hydro sind kaum zu bedauern. Das beschädigte Rettungsfahrzeug ist unglücklich und unbeabsichtigt. Niemand wurde bei dieser Aktion verletzt, weil Maßnahmen getroffen wurden um sicherzugehen, dass es niemand sein würde. Die Fahrzeuge wurden erst angezündet, sobald es sicher war, dass das Feuer nicht auf Gebäude überspringen würde oder Leben gefährden würde.

Die von der Industrie ausgeübte und von der Polizei angewandte Gewalt verurteilt den gesamten Planeten zu einer verwüsteten und brennenden Zukunft. Den Umstand zu erkennen, dass jede.r von uns ein Interesse in diesem Kampf hat, bedeutet die Wichtigkeit zu erkennen mit unserer eigenen Handlungsfähigkeit, Autonomie und Dringlichkeit zu handeln. Wir müssen alle diesen Schmerz nutzen um daraus die notwendige Entschlossenheit zu ziehen um gegen jene zu handeln, die für unser Leid verantwortlich sind.

Es gibt keine Worte, die wir mit der Regierung oder der Industrie austauschen könnten, die das Herz ihres Wesens ändern könnten. Diese Institutionen sind keine Personen. Sie haben keine Seele, keine Ethik und kein Gewissen. Ihre Antriebskraft ist der Profit um jeden Preis, und man kann mit ihnen weder verhandeln noch diskutieren.

Die Liberalen und die Zentristen wollen, dass Politik klar und deutlich sein soll, in den Grenzen der Respektabilität. Jene Aktionen, die aus diesen Operationsgrenzen ausbrechen, als false flag einzustufen, schadet ernsthaft unserer Fähigkeit das Kampffeld auszuweiten und der Gewalt des Staates direkt zu trotzen. Bewegungen, die erfolgreich sind, nutzen ein weites Spektrum an Taktiken um ihre Ziele zu erreichen. False flag-Vorwürfe dienen ausschließlich dazu jene, die sich dazu entscheiden konfrontativere Aktionen durchzuführen, von einer breiteren Unterstützung zu isolieren, was gefährlich und einschränkend ist. Wenn es hier eine Verschwörung gibt, dann ist es die offene Absprache zwischen den Unternehmen und den staatlichen Kräften um das Erbe der genozidalen Gewalt gegen die Landen und die indigenen Völker fortzuführen.

Polizeifahrzeuge abzufackeln ist leicht. Die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen um Verhaftungen zu verhindern weniger. Sucht nach Methoden, die funktionieren; warriorup.noblogs.org ist ein guter Startpunkt. Um das zu tun, benutzt technologische Werkzeuge, die sich auf Sicherheit fokussieren und open source sind, während ihr ein öffentliches W-Lan nutzt, oder besser noch, macht es auf die alte Art und Weise und beschafft euch Bücher. Testet eure Methoden. Denkt gut darüber nach, wohin das Feuer sich ausbreiten könnte um sicherzugehen, dass ihr nicht unabsichtlich ein Gebäude anzündet oder Verletzungen verursacht. Wisst, wie ihr vermeiden könnt Spuren zu hinterlassen. Denkt kritisch über die Konsequenzen des Handelns wie des Nichthandelns nach. Vertraut auf eure rebellischen Instinkte und handelt mit Mut.

Es war immer Zeit zu kämpfen. Und das ist es immer noch.

30. November 2022


Via Sans Nom

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, den 26. Oktober gegen 4 Uhr 30 in der Früh in Smithers (British Columbia), gingen mehrere Fahrzeuge in Flammen auf, die auf dem Außenparkplatz des Hotels Sunshine Inn geparkt waren. Dabei handelte es sich nicht um x-beliebige Gefährte, da vier davon der königlichen Gendarmerie von Kanada (GRC) gehörten, und zwei weitere BC Hydro, dem Energieunternehmen, das die Wasser- und Gaskraftanlagen in British Columbia betreibt.

Wie es niemand verpasst hat es sofort zu bemerken, liegt die Kleinstadt Smithers am Rand der Konstruktionszone der Pipeline CoastalGasLink, eine 670 Kilometer lange Pipeline, die das Territorium der Wet’suwet’en durchquert, gegen die bereits seit mehreren Jahren ein Kampf im Gange ist, um die Verwüstung und Ausbeutung der Umwelt zu verhindern.

Der englischsprachige Korrespondent des öffentlichen Senders Radio Canada (26.10.) hat also den Zusammenhang zwischen diesem anonymen Brandangriff und der in Bau befindlichen Pipeline nicht versäumt, und präzisierte, dass „eines der abgebrannten Fahrzeuge der Gendarmerie die Aufschrift C-IRG trug“, d. h. die der Community-Industry Response Group, der von den Gendarmen 2017 gegründeten Spezialeinheit um den Widerstand gegen industrielle Projekte zu überwachen, ehe er anfügte, dass „die Beamten der C-IRG auf den entfernten Forststraßen, die zu einer Baustelle der CoastalGasLink-Pipeline etwa 100 Kilometer von Smithers entfernt führen, regelmäßig Streife fahren.“

Was die Vancouver Sun (26.10.) betrifft, hat diese ihrerseits nicht lange um den heißen Brei herumgeredet, indem sie das Foto der Brandstiftung mit dem Satz untertitelte: „Mehrere Fahrzeuge der GRC von British Columbia, BC Hydro und CoastalGasLink wurden im Außenbereich des Sunshine Inn in Smithers abgefackelt“, während der Mutterkonzern der Pipeline, TC Energy, sofort eine offizielle Mitteilung veröffentlichte, in der sie ankündigte, „die Sicherheitsmaßnahmen auf unseren Baustellen in der Region zu erhöhen“.

Man hat es verstanden, das schöne Hotel dieser Kleinstadt namens Smithers, wo das nächtliche Barbecue stattgefunden hat, beherbergte die Mannschaften der Gendarmen, die mit der Sicherheit der Pipeline und der Schikane gegen ihre Gegner beauftragt ist. Ein Dokumentarfilmer, der den Kampf in der Region verfolgt und bereits mehrere Male mit ihnen zu tun hatte, hat sogar die folgende Ergänzung geliefert: „Seit Monaten begeben sich die Mitglieder der GRC von außerhalb der Stadt per Flugzeug in die Region um die Verteidiger der Landen der Wet’suwet’en ins Visier zu nehmen und zu schikanieren. Sie übernachten in diesem Hotel und benutzten diese Fahrzeuge für ihre Streifen.“

Und wenn man weiß, dass die Söldner der privaten Sicherheit, die CoastalGasLink einstellt, um seine umkämpften Pipeline-Baustellen zu beschützen, häufig auch ehemalige Gendarmerie-Beamte sind, und dass sie ebenfalls in diesem Hotel residieren, wenn sie vor Ort sind… dann denkt man sich, dass einige gute Adressen wie die des Sunshine Inn in Smithers es tatsächlich verdient haben bekannter zu sein…

[Zusammenfassung der kanadischen Presse, 26.-27. Oktober 2022]