Fuhrpark von Amazon abgefackelt

via Süddeutsche Zeitung

Zahlreiche Kleintransporter sind in Berlin-Tempelhof angezündet worden. Insgesamt wurden in der Nacht zu Montag 25 Autos durch das Feuer zerstört oder beschädigt. Die Transporter gehörten zu einem internationalen Internethändler. Die Polizei gehe zunächst nicht von einer politischen Tat aus, sagte eine Sprecherin.

Die Autos standen auf einem Firmen-Parkplatz in einem Gewerbegebiet in der Germaniastraße an der Stadtautobahn in Tempelhof. Wegen des starken Rauches war die Autobahn gegen 3.40 Uhr nach Angaben der Polizei für kurze Zeit zwischen den Ausfahrten Tempelhofer Damm und Oberlandstraße gesperrt. 46 Feuerwehrleute waren im Einsatz und löschten die Flammen, wie ein Feuerwehrsprecher sagte.

via kontrapolis.info

In den frühen Morgenstunden des 16. Januar 2023, haben wir uns Zugang zu einem gut gesicherten Gelände in der Germaniastraße in Berlin-Tempelhof verschafft und 25 Amazon-Prime Fahrzeuge mittels Brandsätzen aus dem Verkehr gezogen. Ein Feuer der Solidarität mit den Besetzer*innen in Lützerath und den Gefangenen im Hungerstreik.

Der Konsumwahn zu Black Friday und das lukrative Weihnachtsgeschäft sind vorüber. Die aufgesetzte Nächstenliebe und das bisschen Besinnlichkeit weicht wieder der gewohnten Routine des Alltags. Die Ellbogen werden erneut ausgefahren, um im Konkurrenzkampf der gegenwärtigen Gesellschaft bestehen zu können. Inflation und den steigenden Lebenshaltungskosten scheinbar trotzend geht der Warenrausch und die damit verbundene Plünderung des Planeten und seiner Ressourcen auch im neuen Jahr unbeirrt weiter und füllt die Kassen der Krisengewinner*innen des Onlinehandels. Amazon hat sich hierbei durch seine Monopolstellung und ein umfangreiches Geschäftsmodell längst als Abhängigkeitsfaktor vieler offenbart. Der Konzern steht aber für weit mehr, als Produkte zu Tiefstpreisen auf den Markt zu spülen.

Deine Gedanken und Gefühle sind Gold wert

Die technologischen Entwicklungen des IT-Riesen weisen in eine düstere Zukunft einer dystopischen Überwachungs- und Kontrollgesellschaft. Amazon, als treibende Kraft bei der Etablierung des digitalen Kapitalismus, verändert nicht nur die Wirtschaft nachhaltig, sondern auch den Alltag, das Sozialverhalten und selbst unsere Denkweisen. Künstliche Intelligenzen und Algorithmen sind in der Lage, Bedürfnisse zu steuern und manipulieren. Berechnungen, die sich daraus ableiten lassen, formen bereits heute was morgen zu Geld gemacht werden soll. Mit einer breiten Palette an Produkten und technologischer Infrastruktur (Server) drängt das Unternehmen in immer weitere Lebensbereiche vor, um seinen unersättlichen Datenhunger zu stillen. Sei es durch die Überwachungssoftware Amazon-Ring, die als all sehendes Auge die Grundstücke der Reichen bewacht und – nun auch in Fahrzeugen verbaut – die Umgebung einer permanenten Kontrolle unterwirft. Durch die Sprachassistenz Alexa, die als Ohren der KI in den Wohn- und Schlafzimmern lauert und selbst den intimsten Momenten beiwohnt. Mittels Gesichtserkennungsprogrammen und Sensoren, die Gefühle deuten sollen und Kund*innen durch die Selbstzahl-Geschäfte von Amazon-Go dirigieren. Oder mit einer Vielzahl an Entwicklungen in den Bereichen Gesundheit und Biotechnologie, um alles Körperliche einzufangen und in Zahlen zu zerlegen. Amazon weiß, wer über große Mengen an Informationen und Daten verfügt und die Gegenwart in mathematische Dimensionen übersetzen kann, hat auch die Macht, zum eigenen Vorteil auf die Zukunft einzuwirken.

Aus dem worldwideweb zum Standort Berlin

Die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung der Gesellschaft ist zwar wesentlich diffuser verteilt, doch kommt dem Konzern, neben wenigen anderen Tech-Giganten, bei der Neuordnung der Welt durch die Smartifizierung eine einzigartige Rolle zu. Der Zugriff auf unser Leben ist an vielen Stellen bereits weit größer als wir zu wissen glauben. Dieser beschränkt sich nicht nur auf diejenigen, die ihre Freund*innen schon bereitwillig gegen Alexa eingetauscht haben, mit dem Kauf von Prime-Produkten eine hochgradig vernetzte On-Demand-Ökonomie bedienen, oder sich auf den Plattformen des Onlinehändlers auf Kosten von Arbeiter*innen in prekären Beschäftigungsverhältnissen dumm kaufen. Im Internet führt mittlerweile kaum noch ein Weg an Amazon vorbei. Damit das auch bald im physischen Raum so ist, pflanzt Jeff Bezoz, einen alles überragenden Turm mitten in die Stadt. Mit seinen 140 Metern Höhe ein unmissverständliches Symbol für den weiß-patriarchalen Machtanspruch eines egomanen Arschlochs. Darüber hinaus wird der Bau des Towers einschneidende Folgen für die angrenzenden Kieze haben. Der Zuzug von tausenden IT-Angestellten von Amazon wird weiter an der Preisspirale auf dem Wohnungsmarkt drehen und Verdrängungsprozesse fortsetzen und beschleunigen. Die Leidtragenden sind wie eh und je die Ausgeschlossenen, die den finanziellen Druck aufgrund steigender Kosten ohnehin schon am stärksten zu spüren kriegen. Es ist also nur ein winzig kleiner Trost, dass der Tower so unverschämt hoch ist, dass sich das Abbrennen des Amazon-Fuhrparks am anderen Ende der Stadt aus den oberen Etagen problemlos hätte bestaunen lassen.

Amazon geht über Leichen

Dass der Amazon-EDGE-Tower mit vermeintlich nachhaltigen Materialien gebaut wird, mag vielleicht fürs Marketing gut klingen, macht das Ganze aber kein bisschen besser. Vielmehr täuscht es darüber hinweg, welche klimatischen Folgen die Herstellung und der Betrieb von abertausenden Servern mit sich bringt und wie verhängnisvoll das Geschäft des Onlinehandels und das Festhalten an der Idee des Massenkonsums im Angesicht der ökologischen Krise ist. Wenn ein Konzern wie Amazon mit Nachhaltigkeit wirbt, dann sicher nicht wegen der Einsicht über die Folgen des eigenen Handelns, sondern aus knallhartem Geschäftskalkül. Mit dem Label des Klimaschutzes lässt sich mittlerweile gut Profit machen. Dabei bleibt unerwähnt, dass der techno-industrielle Komplex erst durch unzählige Verbrechen an Mensch und Natur groß wurde, aus denen die heutigen Krisen hervorgehen. Nur seine gänzliche Zerstörung, mittels der notwendigen befreienden Gewalt, wird dem ein Ende bereiten können.
Nicht zuletzt betrifft die Smartifizierung, die Kontrolle und Überwachung auch die gebeutelten Belegschaften der Amazon-Verteilzentren, welchen, anders als ihren gut ausgebildeten Kolleg*innen der Informatik, unter miesen Arbeitsbedingungen gegen schlechte Bezahlung, Höchstleistungen abverlangt werden. Nicht mal, wenn einer tot umfällt, hat dieser Drecks-Konzern den Anstand den Mitarbeitenden eine Verschnaufpause zu gönnen, um einen Moment inne zu halten, wie es kürzlich in Leipzig geschehen ist. Dieses Feuer ist auch für euch!

Für den Anarchist Alfredo Cospito, der sich in Isolationshaft in Italien im Kampf gegen das 41bis-Regime seit 89 Tagen im Hungerstreik befindet.
Für Thanos Chatziangelou, der in den Kerkern Griechenlands für seine Würde kämpft.
Für Ivan, der in Frankreich im Hungerstreik ist und die 11 Gefangenen aus der Türkei, die sich in den griechischen Knästen im Hungerstreik befinden.

In Verbundenheit mit den Besetzer*innen Lützeraths.
Gegen die fortschreitende Plünderung des Planeten – Den techno-industriellen Komplex angreifen.
Freiheit für alle Gefangenen!

Einige Anarchist*innen