(B) Baumaschine der Firma Hentschke Bau GmbH angezündet

via de.indymedia.org

In der Nacht auf Dienstag haben wir in Berlin-Adlershof bei einer Baumaschine der Firma Hentschke Bau GmbH Brandsätze platziert. Bereits vor einigen Jahren bekannten sich Gefährt*innen zu mehreren Angriffen auf Infrastruktur dieser Firma, die mitunter für den Bau des Knastes in Zwickau verantwortlich ist. Die Firma wurde auch deswegen in den Fokus gesetzt, da ihr Inhaber Jörg Drews sich der faschistischen Partei AfD zugehörig fühlt.

 

Die herrschende Ideologie besagt, dass es notwendig sei, die Menschen in ständiger Furcht zu halten, damit sie sich nicht gegen die patriarchale und koloniale Unterdrückung wehren und sich gefügig in den kapitalistischen Trott einreihen, um letztendlich geformt und normiert werden zu können. Umso bestärkender sind die Zeichen derer, die selbst in dem Moment der beinahe gänzlichen Isolation die Angst konfrontieren und nicht in ihrem Kampf für eine Welt der Solidarität, gegenseitigen Hilfe und Selbstorganisierung verstummen. So wie wir es den Worten des italienischen Gefangenen Alfredo Cospito entnehmen, der sich seit Oktober letzten Jahres für über 6 Monate im Hungerstreik befand um gegen das ihm auferlegte 41bis-Regime zu kämpfen:

„Ich kann einfach nicht unter einem unmenschlichen Regime leben, wie es 41bis bedeutet, wo ich nicht frei lesen kann, was ich will, Bücher, Zeitungen, anarchistische Zeitschriften, Magazine für Kunst und Wissenschaft sowie Literatur und Geschichte. Die einzige Möglichkeit, dem Regime zu entkommen, besteht darin, meine Identität als Anarchist aufzugeben und sie an jemanden anderen zu verkaufen, der meinen Platz einnimmt. Ein Regime, in dem ich keinen menschlichen Kontakt haben kann, in dem ich keine Handvoll Kräuter pflücken oder einen geliebten Menschen umarmen kann. Ein Regime, in dem die Fotos unserer Eltern geraubt werden. Lebendig begraben in einer Gruft, an einem Ort des Todes. Ich werde meinen Kampf bis zum Äußersten fortsetzen, nicht wegen einer „Anklage“, sondern weil dies kein Leben ist.“

Der Hungerstreik wurde zwar beendet und wir freuen uns Alfredo lebend zu wissen, was jedoch nicht bedeutet, dass wir den Kampf gegen die Knastgesellschaft einstellen werden. Im Gegenteil, sein Kampf für die Würde, wie auch die zahlreichen Angriffe bei denen Gefährt*innen selbst ihre Freiheit riskiert, Worte der Solidarität geschrieben und sich auf diese Weise weltweit miteinander verbunden haben, haben uns inspiriert. Mit der Kraft, die durch den Hungerstreik entfesselt wurde, beschreiten wir weiter den Weg all das, was die Welt der Einsperrung und Bestrafung verkörpert, anzugreifen.

Eingesperrt werden sollen auch jene, die seit mehr als 1,5 Jahren im sogenannten „Antifa-Ost“ Verfahren vor das Oberlandesgericht in Dresden zitiert werden. Während Lina bereits seit November 2020 in Untersuchungshaft sitzt, könnte das in den nächsten Monaten erwartete Urteil auch über die anderen drei Angeklagten Knaststrafen verhängen. Die angeklagten Taten stehen in antifaschistischer Kontinuität, Faschist*innen und Neonazis handfest ihren Bewegungsraum zu nehmen und ihre lebensfeindlichen Ideologien jederzeit zu bekämpfen. Angesichts der sich an vielen Orten zuspitzenden faschistischen Zustände – sei es durch die Regierung von Meloni (Fratelli d´Italia) in Italien oder der kontinuierlichen Zuarbeit durch deutsche Behörden zur Aufrüstung und Aufrechterhaltung rechter Netzwerke, mit der gleichzeitigen staatlichen Bekämpfung anarchistischer und antifaschistischer Strukturen – ist die Zerstörung des Eigentums eines ihrer Unternehmen nur ein kleiner Beitrag unsererseits zu diesem Kampf.

Auch wenn wir kritisieren, dass die in diesem Sinne notwendige Gewalt in dem Verfahren nicht offen verteidigt wurde oder die Herausforderungen, vor die uns eben diese Anwendung von Gewalt bezüglich patriarchalem und militarisiertem Denken stellt, eine noch tiefere Auseinandersetzung benötigen, ändert dies nichts an unserer solidarischen Haltung. Wir denken an all jene, die ihr im Kontext des “Antifa-Ost”-Verfahrens nicht nur exemplarisch für eine antifaschistische Bewegung die Unerbittlichkeit der Repression zu spüren bekommt sondern auch mit dem doppelten Verrat konfrontiert seid.Jenen, die auf der Anklagebank in Dresden sitzen, den Betroffenen sexualisierter Gewalt und darüber hinaus: Wir wünschen euch Mut, schicken euch Kraft und hoffen, dass dies euch nicht verstummen lässt.

In Verbundenheit mit Alfredo Cospito, immer für die Anarchie.

Eine Umarmung an die beiden Gefährt*innen, deren Ausflug nach Adlershof vor 2 Monaten in der Gesa endete – ihr seid nicht allein.

Freiheit für alle Gefangenen!