(B) Brandangriff auf Funkturm

via de.indymedia.org

Wir haben in der Nacht auf den 19. Oktober mehrere Brandsätze an den freiliegenden Kabelsträngen am Fuße des Funkturms in der Herzbergstraße in Berlin-Lichtenberg platziert. Die Absicht unseres Erscheinens haben wir auf einen Anhänger vor Ort gesprüht: Switch-Off

 

Mit Angriffen auf die Strukturen, die diese Welt des technologischen Albtraums aufrechterhalten, eröffnen sich Möglichkeiten, dem Instinkt der Rebellion freien Lauf zu lassen. Es sind weniger die Analysen und Theorien, geschweige denn Ideologien, die uns bewegen, sondern Wünsche und Sehnsüchte, u.a. nach etwas, was sogar wir als Anarchist*innen manchmal weglassen zu sagen, oder kleinreden, weil wir befürchten pathetisch zu klingen. Die Rede ist von der Freiheit. Unsere Individuelle und die unserer Mitmenschen, mit denen wir zusammen leben wollen. Wenn uns etwas daran hindert die Freiheit zu erleben, dann sind das heutzutage nicht nur materielle Bedingungen, Grenzen oder Fremdbestimmung, sondern auch die umfangreiche Smartifizierung des Lebens zugunsten von Technologien, die blutige Kriege um Ressourcen und Machtansprüche entfesseln, während sie Menschen paralysiert vor den Bildschirmen verharren lässt. All dies dient der Aufrechterhaltung der Herrschaft und der sozialen Ordnung, die etliche Nutznießer*innen hat. Wir haben aber in der selbigen Technologie, die uns knechten soll und die bisher das größte Werkzeug der Herrschenden ist, ihre Achillesverse gefunden und greifen sie gezielt an.

Manche Technologiekritiken können sehr trocken und technisch wirken. Dabei geht es oft um Analysen, die die Verbindungen, Abhängigkeiten und „Boshaftigkeiten“ gewisser Technologien zu verstehen geben wollen, um dadurch eine kritische Haltung gegenüber dieser Technologien zuerzeugen. „Sachlich“ und „faktenbasiert“ sollen andere Menschen angeregt werden, über ihr Konsumverhalten, ihre gesellschaftliche Position, ihre Privilegien und den eigenen Wohlstand, der auf der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen fußt, nachzudenken. Das ist sicher nicht falsch, jedoch fokussiert sich diese Art von Kritik alleine auf den menschlichen Verstand, dessen Abwesenheit, vielen Technologiefetischist:innen vorgeworfen wird. Würde manlosgelöst von der technologischen Doktrin „logisch“ und „rational“ denken, müsste der empathischeMensch im Umkehrschluss eigentlichdarauf kommen, dass unsere Gesellschaft so nicht weiter existieren kann. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.

Welchem revolutionären Vorhaben bringt es also etwas, wenn der einzelne Mensch sein Verhalten reflektiert, darüber stolz redet, aber aus der Passivität nicht ausbricht? Wenn aus Analysen und Gedanken keine praktischen Konsequenzen folgen? Keine Perspektive, die nach einer sozialen Revolution Ausschau hält, kann alleine mit „Sachlichkeit“ anfangen und aufhören.

Klar können die Kritiken den Verstand schärfen, ein Bewusstsein schaffen und fördern, aber wenn es nur darum geht die jeweiligen „Boshaftigkeiten“ zu erkennen, dann bleibt es ein eingegrenzter moralischer Diskurs, der zwischen guten und schlechten Ursachen und Verhalten unterscheidet. Diese Art von Kritik ist vieles, aber nicht revolutionär und spornt die Wenigsten an subversiv zu handeln. So ist es fraglich ob eine solch begrenzte Kritik überhaupt den*die Einzelne*n aufwiegeln kann, den eigenen und den Zustand der anderen zu verändern. Die Veränderung ist jedoch der ausschlaggebende Faktor, der zur Notwendigkeit wird, selbst wenn wir die Realität auch nur bruchstückhaft betrachten. Sinnlose Gewalt, sinnlose Kriege, die Vergiftung der Umwelt, die Gewalt gegenüber anderen Menschen. Um das zu verstehen braucht kein Mensch jahrelang in Büchern wälzen, oder sogar studieren.

Was bringt uns also dazu zu agieren? Wären es irgendwelche mehr oder weniger gut formulierten „sachliche“ und „vernünftige“ Theorien, würden wir wahrscheinlich schon längst in einer anderen Welt leben. Die Herrschenden nutzen die Abwesenheit von einer starken individuellen Überzeugung aus, die, wer noch daran glaubt, womöglich ein Klassenbewusstsein erzeugen kann. Es ist eben die Passivität des Individuums, die es der Herrschaft erlaubt ihre Macht beizubehalten. Wobei die Ausgebeuteten noch nie so sehr Mitwirkende an der eigenen Unterdrückung waren, wie es aktuell durch die digitalen Verführungen der Fall ist. Auch Teil der Geschichte ist aber, dass der Mensch seit dem er Unterdrückung erlebt, den Drang spürt sich instinktiv dagegen zu wehren. Niemand braucht eine ausgeklügelte Theorie um den Schmerz und die Wut zu empfinden den man bei Übergriffen und Erniedrigungen erlebt.

Wenn also „Sachlichkeit“ und „Fakten“ nichts oder nur wenig bewirken, was dann? Wenn wir grundlegend instinktiv handeln, dann helfen uns Analysen und Theorien recht wenig. Starke Gemütszuständen sind es. Dabei spielt Angst auch eine bedeutsame Rolle. Aus dem Blickwinkel der Herrschenden ist sie ein funktionaler und komplexer Vorgang um Menschen zu knechten, durch eine konkrete oder auch künstlich erschaffene Bedrohungssituation. Die Technologie wie sie gerade angewendet wird, zielt genau darauf ab den Menschen abhängig zu machen, indem sie ihn von seinen Ängsten und „Problemen“ zu erlösen verspricht. Wer abhängig ist, ist kontrollierbar. Können jedoch Instinkte kontrolliert werden? Vielleicht sind sie die einzigen Aspekte des Menschseins, die uns die Möglichkeit geben zu rebellieren um frei zu sein. Es sind also Empfindungen, Gefühle, auch Ängste, Wut und Liebe die uns im wahrsten Sinne des Wortes bewegen und das sollte nicht unterschätzt werden. Es ist der stille Schrei nach Freiheit der in uns manchmal aufkommt, der aber zu oft von der Vernunft gedämpft wird.

Für die Sabotage, für die ausgelassene Wildheit der Gefühle und Aktionen die daraus erfolgen!

Für die Anarchie!