via SZ
Unbekannte Täter legen an einer Leitung der Erdwärme Grünwald drei Feuer und richten einen Schaden von 500 000 Euro an. Geschäftsführer Andreas Lederle fürchtet, dass sich die Arbeiten an der künftigen Nordanbindung nach Unterhaching um Monate verzögern.
„Das ist ein schwerwiegender Angriff auf unsere Infrastruktur“, sagt Andreas Lederle, der Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald GmbH. In der Nacht auf Montag haben unbekannte Täter Feuer an einer Leitung der Erdwärme-Nordanbindung nach Unterhaching gelegt, unweit der Filmstudios in Geiselgasteig. Der Schaden beläuft sich laut Polizei auf etwa 500 000 Euro. Lederle spricht von einem „Brandanschlag“ und fürchtet, dass sich die Arbeiten an der Leitung um Monate verzögern könnten. Jetzt ermittelt der Staatsschutz der Münchner Kriminalpolizei.
Dabei war der Brand an der Leitung nicht das einzige Feuer in dieser Nacht im Isartal. Nur etwa drei Stunden vorher, um 20.30 Uhr, wurde an einer Baustelle im Gemeindebereich von Egling, an der aktuell Arbeiten zur Hangabsicherung erledigt werden, ein Bagger bemerkt, der in Vollbrand stand, wie es die Polizei ausdrückt. Die Freiwillige Feuerwehr rückte an und löschte die Flammen, die bereits auf weitere Gerätschaften an der Baustelle übergegriffen hatten.
Den Brandort an der Erdwärme-Nordanbindung fanden Beamte der Grünwalder Polizeiinspektion gegen 23.30 Uhr schließlich selbst. „Wir wussten, dass dort auch eine Baustelle ist. Daher hat ein Kollege nachgeschaut und die zweite Brandstelle entdeckt“, berichtet Andreas Forster, der Dienststellenleiter der Polizei Grünwald. Laut Geothermie-Geschäftsführer Lederle wurden drei Feuer auf der freigelegten Leitung in einem Abstand von jeweils etwa 400 Metern gelegt.
„Das war definitiv kein Jungenstreich“, ist sich Lederle sicher, der selbst in der Nacht zur Einsatzstelle gerufen wurde. „Da benötigt es mehr als ein Feuerzeug, um das zum Brennen zu bringen.“
Wer hinter dem Angriff stecken könnte, kann Lederle natürlich nicht sagen. Ein Bekennerschreiben haben er und die Erdwärme Grünwald GmbH nicht bekommen. Der Unternehmenschef vermutet hinter dem Angriff aber keine Gegner der Geothermie, vielmehr tippt er auf „grundsätzliche Systemstörer unserer Gesellschaft“. Erst im vergangenen Jahr war die Grünwalder Geothermiegesellschaft Opfer eines Cyber-Angriffs geworden. Kriminelle legten damals die Computersysteme teilweise lahm. Dank eines Notfallplans ging jedoch auch dieser Angriff am Ende glimpflich aus.
Entwarnung: Grünwald kann trotz des Angriffs sicher versorgt werden
Ursprünglich sei eine Fertigstellung der Arbeiten und eine Inbetriebnahme der Nordanbindung noch dieses Jahr geplant gewesen, teilte die Erdwärme Grünwald mit. Besonders schlimm für Lederle ist, dass bei dem Anschlag Absperrarmaturen beschädigt worden sind und der Nachschub möglicherweise eine mehrmonatige Lieferfrist hat. „Der Anschlag wirft uns um Monate zurück“, so der Geschäftsführer.
Die Nordanbindung soll die Fernwärme-Netze der Gemeinde Grünwald mit der Gemeinde Unterhaching verbinden. Die Trasse führt entlang der Wegstrecken durch den Perlacher Forst. Durch die rund 4,7 Kilometer lange Leitung entsteht zwischen den beiden Gemeinden ein redundantes System. Was die Versorgung betrifft, kann der Geothermie-Geschäftsführer Entwarnung geben: „Wir können Grünwald auch weiterhin ohne diese Leitung sicher versorgen.“ Aber in der Sache treffe der Anschlag ins Mark, so Lederele, denn: „Man weiß ja nicht, wozu die noch fähig sind.“
Die Ermittlungen hat das Kriminalfachdezernat für Staatsschutzdelikte übernommen. Die Grünwalder Geothermie-Gesellschaft verschärft unterdessen ihre Sicherheitsmaßnahmen: „Natürlich werden wir jetzt die Bewachung unserer Anlagen in Zusammenarbeit mit der Polizei deutlich erhöhen.“